Geschichte des Bieres

Man sagt, die Geschichte des Bieres begann so um 4‘000 vor Christus, als im heutigen Syrien/Irak beim Brotbacken wahrscheinlich zufällig der Vorläufer des heutigen Bieres entdeckt wurde. Ein Brotteig der zu lange in der Sonne stand wurde durch unbekannte Hefekulturen zu einer pappigen, klebrigen Masse mit berauschender Wirkung vergärt. Die Babylonier aus Persien erkannten diese Vorgänge und entwickelten sie so weiter, dass aus vergorenem Brotteig bewusst Bier hergestellt werden konnte.

 

Bei den Ägyptern bezeugen Wandmalereien und Schriftzeichen aus dem Jahr um 2‘000 vor Christus, dass sie den Vorläufer des heutigen Bieres kannten. Weiter gehörte auch bei den Germanen das Biertrinken zum Brauch, Funde von Bieramphoren aus der Zeit um 800 vor Christus belegen dies.

Diese Vorläufer des heutigen Bieres wurden damals mit Myrte, Safran und Anis gewürzt und schmeckte noch süsslich.

 

Im frühen Mittelalter so um 800 nach Christus wurde das Bierbrauen in Klöster weiterentwickelt. Der Grund: Bier war nahrhaft, stärkend und durfte auch während der Fastenzeit genossen werden (Bier ist flüssiges Brot und was flüssig ist bricht kein Fasten). Die Mönche erkannten die Wirkung des Hopfens als Aromaspender und zur Konservierung des Bieres. Sie legten Hopfengärten an und verfeinerten fortlaufend den Geschmack der Biere, so dass das Geschäft mit dem Klosterbier florierte und viele Klöster durch ihre Braukunst wohlhabend und berühmt wurden.

 

Im Mittelalter um 1300 begann die Zeit der Kaufleute mit dem Aufbau von wirtschaftlichen Strukturen. Neben den Klöstern entstanden nun auch Brauereien in Städten, das Brauen entwickelte sich nun zu einem eigenständigen Wirtschaftsteil, wovon auch der Staat mit Steuereinnahmen profitierte. In dieser expandierenden Brauwirtschaft kam es aber auch öfters zu Verfehlungen. Weil Braugetreide häufig nicht zur Verfügung stand, um Kosten zu sparen oder einfach den schlechten Geschmack zu übertünchen, mischte man das Bier mit allerlei zweifelhaften Zutaten, die zum Teil giftig waren und sogar zum Tod führten. Dieses Problem wollte der Herzog Willhelm IV von Bayern mit dem Reinheitsgebot von 1516 in den Griff bekommen. Das Gesetz besagt, dass zur Herstellung von Bier einzig und alleine Gerstenmalz, Hopfen und Wasser zulässig ist (die Hefe war damals noch nicht bekannt). Damit wurde nicht nur die Reinheit des Bieres garantiert, sondern auch der Weizen als knappes Grundnahrungsmittel geschützt.

 

In der Neuzeit brachte dann der technische Fortschritt des 19. Jahrhundert auch der Bierwirtschaft Neuerungen.

·   Die Dampfeisenbahn mit dem engmaschigen Schienennetz führte ab 1800 zu einer Revolution auf dem Transportsektor, der Handel mit dem Bier boomte.

·   1822 erkannte der französische Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur, dass es die ober- und untergärige Hefearten gibt, so dass der Gärprozess fortan temperaturabhängig gesteuert werden konnte.

·   1842 wurde die neue Pilsner Brauart mit der langsamen Gärung und Lagerung bei kühlen Temperaturen in kalten Höhlen und tiefen Kellern und dem typischen Saazer-Hopfen bekannt.

·   Die Erfindung der Kältemaschine ab 1873 ersparte das aufwendige Kühlen mit riesigen Eisstücken. Dies sorgte nicht nur für stets gut temperiertes Bier, sondern ermöglichte auch das Brauen von untergärigem Pilsner bei sommerlichen Aussentemperaturen.

·   Mit der Erfindung des Bierfilters im Jahre 1878 wurde das Bier filtriert und teilweise auch pasteurisiert. Dadurch und mit moderner Abfülltechnik wurde das Bier wesentlich länger haltbar. Dies führte zum Durchbruch der grossen Getränkeindustrie im 20. Jahrhundert. und löste nach und nach das standortgebundene Handwerk des Bierbrauens ab.

 

Das Bierkartell in der Schweiz

Die Schweizerische Bundesverfassung von 1874 ermöglichte mit ihrem liberal geprägten Artikel 31 über die Handels- und Gewerbefreiheit grundsätzlich die Bildung von Kartellen. Der Schweizerische Bierbrauerverein arbeitete 1935 das Bierkartell aus, das nebst der Gebietszuteilung auch die Preise, die Nebenleistungen an Wirte, die Werbung und vieles mehr regelte.

Durch den unterbundenen Konkurrenzkampf profitierten die Brauereien mit einer hohen Planungssicherheit und der heimische Markt wurde durch Importhürden vor ausländischen Bieren geschützt. Angriffe zur Aufhebung des Bierkartelles waren schwer, denn die Kartellvereinbarungen waren gerichtlich durchsetzbar, so dass einige politische Umstossversuche scheiterten.

Erst als 1988 die Sibra-Holding (Cardinal) die Konvention kündigte und 1991 auch die Grossbrauereien Feldschlösschen und Hürlimann austraten, war das Kartell am Ende.

Dies traf die schweizerischen Brauereien hart. Durch den Kartellschutz waren sie träge geworden und nicht gewohnt, um Kunden zu kämpfen oder neue Produkte zu entwickeln.

Zudem waren die Leute durch den jahrelangen Konsum von Einheitsbier sehr empfänglich für das neue, ausländische Bierangebot. In der Folge kam es zu einer Reihe von Zusammenschlüssen und Betriebsschliessungen.

1993 ging die Calanda-Haldengut-Gruppe in den niederländische Heineken-Konzern über und im Jahr 2000 wurde die Feldschlösschen-Gruppe von der dänischen Carlsberg übernommen, so dass der Grossteil des Schweizer Bieres nun von diesen zwei Konzernen dominiert wird.

 

Diese Entwicklung förderte aber auch den Boom zur Neugründung von Klein- und Kleinstbrauereien. Die Zahl der registrierten Brauereien stieg von 34 Stk. im Jahre 1985 auf 574 Stk. im Jahr 2015 und heute sind es etwa 2‘000 Stk.

Trotz dieser beeindruckenden Zahl sind die Marktanteile nahezu unverändert geblieben. Die beiden ausländischen Giganten Carlsberg und Heineken decken zusammen mit ihren Importbieren rund 2/3 des Schweizer Biermarktes ab, der Anteil der vielen neuen Klein- und Mikrobrauereien beträgt gerade mal bescheidene 2%.

 

Und trotzdem.

Dank solchen Kleinbrauereien hat der Schweizer Markt eine breite Palette an unterschiedlichen Bieren vorzuweisen und der Slogan "Bier von hier" hat einen neuen Stellenwert erhalten.

Immer mehr Menschen wollen wissen, woher die Produkte stammen und können sich nicht mehr mit der Massenware von gesichtslosen Multis identifizieren.

  

Und das ist gut so!